90. Geburtstag von Roswitha Thünker

Am 14. November im ostpreußischen Rastenburg geboren, erreichte Roswitha Thünker nach Krieg und Flucht im Jahre 1947 Bad Godesberg. Ein Segen, dass niemand der achtköpfigen Familie in den Kriegswirren sein Leben verlor. Auf engstem Raum in einer Dachmansarde in Plittersdorf fanden Witha, ihre fünf Geschwister und die Eltern eine Herberge. Als Schaffnerin bei der Straßenbahn verdiente sich Roswitha ihr Geld, um die Familie zu unterstützen und ihre Ausbildung an der Kölner Sporthochschule zu finanzieren. Im Rüngsdorfer Schwimmbad verbrachte sie viel Zeit und lernte dort auch ihren Mann Werner kennen. Beide wurden Sportlehrer: Werner unterrichtete Mathematik und Sport am Aloisiuskolleg, Witha lehrte ev. Religion und Sport am Amos-Comenius-Gymnasium.

Nach 10-jähriger Berufstätigkeit wurde 1967 Tochter Monika geboren. Zugunsten der jungen Familie gab Witha ihre Lehrtätigkeit am Amos auf. Zwei Jahre später folgte Sohn Christian. Kaum waren die Kinder zu Bett gebracht, unterrichtete Witha abends im Godesberger „Haus der Familie“ Gymnastikkurse. Als die Familie im Jahre 1969 ein Haus in Meckenheim baute, sprach sich im damals noch kleinen Ortsteil Merl schnell herum, dass ein Sportlehrer-Ehepaar in den Ort zieht. Der jüngst gegründete Sportverein „TST-Merl“ e.V. wurde umgehend zur neuen sportlichen Heimat für Werner & Roswitha. Werner unterrichtete bis wenige Monate vor seinem Tod einen Volleyballkurs und war somit dem Meckenheimer Sportverein 48 Jahre treu verbunden. Witha begleitete die Entwicklung von „Schwedischer Gymnastik“ mit Handgeräten über die „Jazzgymnastik“ zu Musik bis hin zum „Jazztanz“, der heute eine etablierte und beliebte Abteilung des Meckenheimer Sportvereins ist. Der Jazztanz bot sich an, Feste und Feierlichkeiten mit kleinen Showeinlagen zu bereichern. So wurden Anfang der 80er Jahre die „Thünker Girls“ ins Leben gerufen. Der „Merleball“ etablierte sich als jährliches Kostümfest des TST-Merl, zu dessen Programmgestaltung die „Thünker Girls“ stets beitrugen. Mit der Idee, eine eigene Tanzshow auf die Bühne zu bringen, kam auch der Wunsch nach einem neuen Namen für die Showtanzgruppe auf. Aus den „Thünker Girls“ wurden die „Tip Toes“, und 1991 begann die Ära der Benefiz-Tanz-Shows: Tanzen für den „Guten Zweck“! 15 Shows leitete Roswitha mit Leidenschaft und viel ehrenamtlichem Engagement. Sowohl Tänzerinnen und Tänzer, als auch das treue Publikum lieben diese Veranstaltung. Der Reinerlös kommt stets sozialen Institutionen zugute. Roswitha schuf ein Projekt, welches bis heute fester Bestandteil des Meckenheimer Kulturkalenders ist und seit 2006 von ihrer Tochter Monika fortgeführt wird. Im November präsentieren die „Tip Toes“ ihre 33. Benefiz-Tanz-Show. Lediglich Corona zwang die Tanzbegeisterten zu pausieren.

Neben der Liebe zum Jazztanz, den sie inzwischen als Teilnehmerin im Kurs ihrer Tochter Monika ausübt, entwickelte Witha eine zweite Leidenschaft: Hatha-Yoga! Mit viel Hingabe erarbeitete sie sich autodidaktisch ihren ganz persönlichen Yoga-Stil. Offensichtlich erfolgreich, denn Withas Kurse erfreuen sich großer Beliebtheit. Bis heute kommt ihre „Yoga-Familie“, wie Witha ihre Teilnehmenden liebevoll nennt, montags und donnerstags zum Kurs in die Turnhalle der KGS Merl.

Witha hat viel gegeben, um Meckenheimer Bürgerinnen und Bürgern den Vereinssport kostengünstig und dennoch in hoher Qualität anzubieten. Sie hat ihre eigene Begeisterung für körperliche Ertüchtigung weitergegeben und beweist viel Disziplin, wenn sie trotz altersgemäßer „Zipperlein“ so gut wie keine Stunde ausfallen lässt. Anerkennung und Dankbarkeit ihrer Teilnehmenden sind ihr gewiss. Sie selbst hat vom Sport in guten wie in schweren Zeiten profitiert. Sie hat erfahren dürfen, wie sehr eine „Yoga-Familie“ trägt und beschlossen, auch über den 90. Geburtstag hinaus zu unterrichten. Der Meckenheimer Sportverein dankt von Herzen einer sehr verdienten und ehrwürdigen Übungsleiterin!